Gewerkschaftliches
Schuldbekenntnis
Wir
sind schuldig, weil wir an starren tariflichen Arbeitszeitregelungen
festhalten, die uns einen planbaren Feierabend und ab und zu ein
freies Wochenende garantieren und damit den Arbeitgebern die Lust
nehmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu beschäftigen.
Wir
sind schuldig, weil wir für Flächentarifverträge und
gegen Öffnungsklauseln eintreten, um gleichen Lohn für
gleiche Arbeit in der Bundesrepublik sicherzustellen.
Wir
sind schuldig, dass Arbeitgeber hohe Kosten haben, weil sie über
die Arbeitsschutzgesetze gezwungen werden ergonomische Arbeitsplätze
einzurichten und humane Arbeitsbedingungen für Schichtarbeit zu
gewährleisten.
Wir
sind schuldig, dass die Wirtschaft keine jungen Menschen mehr
ausbildet, weil unsere tariflichen Ansprüche zu hoch sind und
wir Qualität in einer zukunftsfähigen Ausbildung verlangen,
statt Produktivität im Betrieb und den Dienststellen zu
gewährleisten.
Wir
sind schuldig, dass es dem öffentlichen Dienst und der
Wirtschaft schlecht geht, weil wir mit der Mitbestimmung die
Arbeitgeber überfordern und demokratische Verhältnisse in
der Dienststelle und Betrieb fordern.
Wir
sind schuldig, dass es in Deutschland nicht aufwärts geht, weil
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes
aus Steuermitteln bezahlt werden.
Wir
sind schuldig, weil wir die Stimmung in unserem Land negativ
beeinflussen und von Unternehmen erwarten, dass sie Steuern zahlen.
Wir
sind schuldig, weil wir die Börsenumsätze besteuern wollen
und damit der Spekulation und dem Gewinn ohne Arbeit im Wege stehen.
Wir
sind schuldig, dass Daimler-Chrysler, Siemens und andere
Großunternehmen keine zweistelligen Zuwachsraten mehr haben.
Wir
sind schuldig, dass es der Wirtschaft schlecht geht, denn wir
konsumieren nicht ausreichend und verschulden uns nicht genug, damit
den die Nachfrage Unternehmen Gewinn bringt.
Arbeitgeberverbände
und öffentliche Arbeitgeber vergebt uns, weil wir an soziale
Gerechtigkeit in Deutschland glauben.